Süleyman II., der 20. Sultan des Osmanischen Reiches, wurde am 15. April 1642 in Istanbul geboren. Als Sohn von Sultan Ibrahim und Saliha Dilasub Sultan war sein Leben von Anfang an geprägt von Intrigen und Machtkämpfen innerhalb des Palastes. Trotz seiner kurzen Herrschaft von knapp vier Jahren (1687–1691) musste Süleyman II. zahlreiche Herausforderungen bewältigen, darunter innere Unruhen, finanzielle Engpässe und militärische Konflikte.
Frühe Jahre im Schimşirlik
Nach seiner Geburt und einer gemeinsamen Beschneidungszeremonie mit seinem Bruder, Sultan Mehmed IV., begann für Süleyman eine isolierte Kindheit im sogenannten Schimşirlik, einem abgelegenen Bereich des Palastes. Dieser Rückzug erfolgte im Zuge von Machtkämpfen zwischen Kösem Sultan und Hatice Turhan Sultan, zwei einflussreichen Frauen am Hof. Süleyman verbrachte fast 40 Jahre in dieser Abgeschiedenheit, was ihm die Möglichkeit einer umfassenden Bildung und politischen Erfahrung nahm.
Der Weg zum Thron
Süleyman II. wurde während einer der schwierigsten Phasen des Osmanischen Reiches zum Sultan erhoben. Nach der Niederlage bei der Belagerung Wiens 1683 und dem Verlust zahlreicher Gebiete forderten das Militär, die Ulema und führende Staatsmänner den Rücktritt seines Bruders Mehmed IV. Am 8. November 1687 bestieg Süleyman schließlich den Thron. Seine Befürchtung, dass dies möglicherweise eine Falle sei, zeigt, wie sehr die Intrigen ihn geprägt hatten.
Erste Herausforderungen als Sultan
Eines der drängendsten Probleme nach seiner Thronbesteigung war die Auszahlung des Krönungsgeldes an die Truppen. Dies führte zu Spannungen und Revolten, da die Staatskasse nahezu leer war. Süleyman und sein Großwesir mussten Silber- und Goldgegenstände einschmelzen lassen und eine Sondersteuer („Imdadiyye“) von wohlhabenden Bürgern erheben, um die Forderungen zu erfüllen.
Gleichzeitig sah sich Süleyman mit einer Welle von Plünderungen und Revolten in Istanbul konfrontiert. Dank der Unterstützung führender Geistlicher und Militärs gelang es ihm, die Ordnung nach einigen Monaten wiederherzustellen.
Militärische und politische Reformen
Unter Süleyman II. wurden mehrere Reformen durchgeführt, um das Militär und die Verwaltung zu stärken. Die Uniformen der Palastwachen wurden wieder in den traditionellen Stil geändert, und es gab eine Neuordnung innerhalb des Palastes. Durch die Unterstützung von Geistlichen wie Arapzade Abdulvehhab Efendi hoffte der Sultan, die Disziplin und den Zusammenhalt im Reich zu verbessern.
Die Ära der Konflikte
Die militärischen Auseinandersetzungen setzten sich unter Süleyman fort. Während seiner Herrschaft verlor das Osmanische Reich weitere strategische Gebiete, darunter Städte in Nordungarn und Griechenland. Zugleich kam es zu internen Konflikten mit abtrünnigen Provinzführern wie Yeğen Osman Pascha, der zeitweise eine Art eigene Herrschaft errichtete.
Kulturelle und religiöse Projekte
Süleyman II. zeigte sich als gläubiger und wohltätiger Herrscher. Während seiner Regierungszeit wurde die durch ein Erdbeben beschädigte Sancakburnu-Festung repariert, und die Eyüp-Sultan-Moschee, die einem Brand zum Opfer gefallen war, wurde restauriert. Eine wichtige diplomatische Entscheidung war die Übergabe der Schlüssel der Grabeskirche in Jerusalem an die Franzosen, was die Beziehungen zu europäischen Mächten stabilisierte.
Krankheit und Tod
Die letzten Jahre von Süleyman II. waren von gesundheitlichen Problemen geprägt. Er litt unter einer schweren Wassersucht, die ihn zunehmend schwächte. Trotz seines schlechten Zustands begleitete er symbolisch die Truppen nach Edirne, um sie zu motivieren. Am 22. Juni 1691 verstarb Süleyman II. nach knapp vierjähriger Herrschaft. Er wurde in der Süleymaniye-Moschee in Istanbul beigesetzt, an der Seite seines Vorfahren Süleyman des Prächtigen.
Fazit
Süleyman II. war ein Sultan, der unter schwierigen Bedingungen regierte. Obwohl er weder die umfassende Bildung noch die politische Erfahrung seiner Vorgänger besaß, zeigte er Bemühungen, das Reich in turbulenten Zeiten zu stabilisieren. Sein Name bleibt verbunden mit einer Zeit des Übergangs und der Bemühung, das Osmanische Reich trotz zahlreicher Krisen aufrechtzuerhalten.