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Die Kirgiesen: Geschichte, Herkunft und Kultur eines nomadischen Volkes

Der Name „Kırgız“ taucht zum ersten Mal in den Aufzeichnungen des chinesischen Historikers Sima Qian zwischen 203 und 201 v. Chr. auf, wo er das Volk als „Ko-k’un“ bezeichnet. Im Laufe der Zeit gab es in chinesischen Quellen unterschiedliche Bezeichnungen für die Kırgız, darunter „Chien-k’un“ und „Ch’i-ku“. In türkischen und uigurischen Schriften erscheint der Name als „Kırgız“, während der berühmte Gelehrte Kâşgarlı Mahmud den Namen als „Kırkız“ festhielt. In arabischen und persischen Texten finden sich ebenfalls Variationen des Namens, wie „Hır-hız“ und „Hir-hiz“, während er in mongolischen und tungusischen Quellen oft als „Burut“ bezeichnet wird.

Die genaue Bedeutung des Namens „Kırgız“ ist bis heute nicht geklärt. Einige Wissenschaftler, wie der Gelehrte Radlov, argumentieren, dass der Name von den Zahlen „kırk“ (vierzig) und „yüz“ (hundert) abgeleitet sein könnte und auf „vierzig Gruppen“ verweist. Andere Forscher vertreten die Ansicht, dass „Kırgız“ auf „vierzig Stämme“ hinweist, was die Zusammensetzung des Volkes beschreibt.

Ursprünge und Wanderungen

Das Yenisey-Gebiet in Sibirien gilt als der erste historische Schauplatz der Kırgız. In späteren Jahrhunderten gibt es jedoch unterschiedliche Meinungen über ihre Wanderungen. Während einige Forscher, wie V. V. Radlov, skeptisch gegenüber frühen Migrationen der Kırgız in die Region des Tianshan-Gebirges sind, argumentieren andere, dass die Kırgız bereits während der Völkerwanderung, also zur Zeit der Hunnen, in diese Region zogen. Diese Migrationen intensivierten sich im 9. Jahrhundert und fanden während der mongolischen Expansion im 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt.

Archäologische Funde stützen die These, dass die Kırgız im 13. Jahrhundert in die Tianshan-Region einwanderten, zusammen mit anderen Nomadengruppen. Einige Gelehrte, wie N. A. Aristov, behaupten sogar, dass die Kırgız ein Teil des alten Volkes der Usun waren, das ebenfalls in der Region ansässig war. Dennoch gibt es hierfür keine eindeutigen Beweise.

Politische Geschichte

Im Jahr 560 wurden die Kırgız erstmals Teil des Göktürkischen Khaganats unter dem Khagan Mukan. Doch nach dem Niedergang des Göktürkischen Reiches erlangten sie im 7. Jahrhundert kurzzeitig ihre Unabhängigkeit, nur um später erneut unter die Herrschaft des Uigurischen Khaganats zu fallen. Im Jahr 840 jedoch gelang es den Kırgız, das Uigurische Reich zu stürzen und für eine kurze Zeit ihre eigene Herrschaft in der Region Ötüken zu etablieren. Doch bereits 920 wurden sie von den K’i-tan aus dieser Region vertrieben und zurück in ihre alten Heimatgebiete gezwungen.

Im 13. Jahrhundert fielen die Kırgız unter die Herrschaft von Dschingis Khan. Sie waren eines der ersten türkischen Völker, die sich dem Mongolenherrscher unterwarfen, und blieben bis ins 19. Jahrhundert hinein unter wechselnden fremden Herrschaften, darunter auch die der Kalmücken und Kasachen.

Demografische Entwicklung

Die ersten präzisen Informationen über die Bevölkerungszahl der Kırgız stammen aus dem Jahr 1926, als die sowjetische Volkszählung ergab, dass etwa 762.000 Kırgız in der damaligen Sowjetunion lebten. Diese Zahl wuchs im Laufe der Jahrzehnte erheblich an. Bis heute leben rund 4,2 Millionen Kırgız in Kirgisistan, zusätzlich gibt es bedeutende Gemeinden in Ländern wie Usbekistan, China, Russland und Tadschikistan.

Soziale Struktur und Kultur

Die Kırgız sind bis heute eines der wenigen türkischen Völker, die eine nomadische Lebensweise in Zentralasien aufrechterhalten. Besonders im Sommer ziehen viele Familien in die höher gelegenen Weidegebiete, um traditionell „Kımız“ (vergorene Stutenmilch) herzustellen. Pferde spielen nach wie vor eine zentrale Rolle im Alltag der Kırgız, und auch die Yak-Haltung, die in anderen Regionen fast ausgestorben ist, bleibt in Kirgisistan weit verbreitet.

Die kulturellen Beiträge der Kırgız zur Weltgeschichte sind bedeutend. So zählt das Epos „Manas“, eines der längsten Epen der Welt, zu ihrem Kulturerbe. Auch der weltweit bekannte Schriftsteller Tschingis Aitmatow ist ein stolzer Vertreter der Kırgız-Kultur. Die Kırgız waren eines der letzten türkischen Völker, die den Islam annahmen. Dieser Prozess vollzog sich zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert. Während der Sowjetzeit versuchte das Regime, die Kırgız vom Islam zu entfremden, doch seit der Unabhängigkeit Kirgisistans im Jahr 1991 erlebt der Islam im Land eine Renaissance.

Fazit

Die Kırgız haben im Laufe ihrer Geschichte eine beeindruckende Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Ihre Geschichte ist geprägt von Migrationen, Eroberungen und dem Erhalt einer reichen nomadischen Kultur. Heute stehen sie vor der Herausforderung, ihre traditionellen Lebensweisen mit den Anforderungen der modernen Welt in Einklang zu bringen, ohne ihre kulturellen Wurzeln zu verlieren.

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