Das Verhältnis zwischen Usbeken und Türken wird oft von Missverständnissen und Vorurteilen geprägt. Besonders in der modernen Zeit gibt es Stimmen, die behaupten, dass Usbeken die Türken oder gar die Türkei nicht mögen. Doch diese Aussage, so wie sie häufig formuliert wird, ist nicht korrekt. Vielmehr sollten wir genauer hinsehen und dabei den Unterschied zwischen der Haltung der usbekischen Regierung und der Meinung des usbekischen Volkes betrachten.
Historische Wurzeln der Usbeken
Um die Beziehung zwischen Usbeken und Türken zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Geschichte werfen. Die Usbeken, wie wir sie heute kennen, sind ein relativ junges Volk in der langen Geschichte der Turkvölker. Sie entstanden nach dem 16. Jahrhundert durch die Bildung einer Dynastie nach dem Fall des Reiches von Amir Timur (Tamerlan). Anders als oft angenommen, handelt es sich bei den Usbeken nicht um einen eigenständigen türkischen Stamm oder eine einzelne Ethnie. Sie sind ein Zusammenschluss verschiedener turkstämmiger Völker, die unter anderem aus den Stämmen des Orhun-Beckens und den Armeen Dschingis Khans hervorgingen.
Die geschichtliche Entwicklung der Usbeken zeigt, dass sie mit vielen anderen turkstämmigen Völkern verbunden sind. Diese Völker kamen bei der Eroberung Russlands in Kontakt mit den Kumanen und Kiptschaken, die ebenfalls türkische Stämme waren. Die Geschichte der Usbeken ist also eng mit der Geschichte des gesamten turkstämmigen Raumes, insbesondere der Region Turkistan, verwoben.
Moderne Missverständnisse und politische Spannungen
Ein häufiges Missverständnis in der modernen Diskussion ist, dass Usbeken generell eine ablehnende Haltung gegenüber der Türkei haben. Diese Annahme ist jedoch zu pauschal und irreführend. Tatsächlich sollten wir die Trennung zwischen der Haltung des usbekischen Staates und der Meinung des Volkes berücksichtigen.
Ein junger türkischer Nationalist stellte kürzlich die Frage: „Mögen die Usbeken uns wirklich nicht? Was sind die Gründe dafür?“ Diese Frage spiegelt ein weitverbreitetes Missverständnis wider, das auf politischen Spannungen und einer mangelhaften historischen Bildung auf beiden Seiten beruht. Die Ablehnung, die manchmal in usbekischen Medien oder sozialen Netzwerken geäußert wird, ist oft das Ergebnis jahrzehntelanger politischer Isolation und dem Einfluss der sowjetischen Herrschaft, unter der die Usbeken 70 Jahre lang lebten.
Gemeinsame Wurzeln und kulturelle Verbundenheit
Trotz dieser Spannungen gibt es in beiden Ländern Menschen, die die gemeinsame Geschichte und Kultur der Turkvölker hochhalten und eine Wiederannäherung befürworten. In beiden Ländern wächst die Zahl der Intellektuellen und Historiker, die das gesamte Turkvolk als Einheit betrachten. Diese Bewegung hat ihre Wurzeln in der jahrhundertealten kulturellen und sprachlichen Verbindung zwischen den Völkern Turkistans und der Türkei.
Die Usbekische Regierung hat in den letzten Jahren Schritte unternommen, um ihre eigene nationale Identität zu festigen, was teilweise zu einer Abgrenzung gegenüber anderen Turkvölkern, einschließlich der Türkei, geführt hat. Dieser nationale Identitätsaufbau ist ein Ergebnis der politischen Unabhängigkeit, die viele der ehemaligen Sowjetrepubliken erst in den 1990er Jahren erlangten. Dennoch gibt es starke kulturelle und historische Bande zwischen den Usbeken und den Türken, die nicht ignoriert werden sollten.
Die Zukunft der usbekisch-türkischen Beziehungen
In der heutigen Zeit sehen wir in beiden Ländern eine wachsende Bewegung, die das Turksein als eine kulturelle und historische Einheit betrachtet. Es gibt Bestrebungen, die Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Kultur zu fördern. Zwar gibt es immer noch politische Hürden, besonders im Verhältnis zwischen der Türkei und Usbekistan, doch die kulturellen Verbindungen bleiben stark. Zahlreiche türkische Akademiker und Institutionen, darunter die Yesevi-Universität, haben große Anstrengungen unternommen, um die historischen Bande zu stärken.
Leider sind viele dieser Bemühungen durch politische Unstimmigkeiten und populistische Bewegungen in beiden Ländern behindert worden. Trotzdem ist es wichtig, zu betonen, dass die politischen Spannungen zwischen Regierungen nicht die Verbundenheit der Völker widerspiegeln.
Fazit: Gemeinsame Geschichte und eine vielversprechende Zukunft
Am Ende bleibt festzuhalten: Die Aussage, dass „Usbeken Türken nicht mögen“, ist falsch und pauschalisierend. Die wahre Situation ist viel komplexer und erfordert ein tieferes Verständnis der politischen, historischen und kulturellen Zusammenhänge. Der Schlüssel liegt in der Erkenntnis, dass die Völker Usbekistans und der Türkei durch gemeinsame Wurzeln verbunden sind und dass die Spannungen, die wir heute beobachten, eher politischer als kultureller Natur sind.
Die Hoffnung liegt in der wachsenden Anzahl von Menschen auf beiden Seiten, die eine Annäherung und ein besseres Verständnis zwischen den Völkern anstreben. Wenn dies gelingt, werden wir eines Tages wieder eine starke Verbindung zwischen den turkstämmigen Völkern von der Türkei bis nach Turkistan erleben.