Ali Fuat Cebesoy (23. September 1882 – 10. Januar 1968) war ein bedeutender türkischer Militär und Politiker. Als enger Weggefährte Mustafa Kemal Atatürks spielte er eine zentrale Rolle im Türkischen Befreiungskrieg und prägte die frühe politische Landschaft der Republik Türkei. Sein vielseitiges Wirken erstreckte sich über militärische, diplomatische und politische Bereiche.
Frühe Jahre und Ausbildung
Geboren in Salacak, einem Stadtteil von Üsküdar, Istanbul, entstammte Ali Fuat einer einflussreichen Familie. Sein Vater, İsmail Fazıl Paşa, war der erste Minister für öffentliche Arbeiten der Türkei, und seine Mutter Zekiye Hanım war die Tochter des Feldmarschalls Mehmet Ali Paşa. Ali Fuat war auch ein Verwandter des bekannten Dichters Nâzım Hikmet.
Seine Ausbildung begann in der Militärschule in Erzincan, später besuchte er das renommierte Saint-Joseph-Gymnasium in Istanbul. Trotz anfänglicher Widerstände seines Vaters entschied sich Ali Fuat für eine militärische Laufbahn und begann 1899 seine Ausbildung an der Militärakademie, wo er Mustafa Kemal Atatürk als Klassenkameraden kennenlernte.
Militärische Karriere und Erster Weltkrieg
Nach seinem Abschluss begann Ali Fuat seine militärische Laufbahn in Beirut. Er diente in verschiedenen Positionen und zeichnete sich besonders in den Balkan- und Ersten Weltkriegen aus. Als Kommandant der 25. Division spielte er eine Schlüsselrolle während des Suezkanal-Feldzugs, der die britischen Truppen in Ägypten binden sollte.
Während des Rückzugs der osmanischen Truppen nach dem Waffenstillstand von Mondros war Ali Fuat der einzige Kommandant, der seine Einheiten vollständig bewaffnet hielt. Seine strategischen Entscheidungen legten den Grundstein für den späteren Befreiungskampf.
Der Türkische Befreiungskrieg
Ali Fuat Cebesoy wird oft als der erste Kommandant des Türkischen Befreiungskriegs bezeichnet. Im Jahr 1919 gab er den Befehl, britische Truppen in der Nähe von İzmit zu attackieren und so deren Vormarsch zu stoppen. Diese Aktion gilt als der Auftakt des bewaffneten Widerstands gegen die Besatzungsmächte.
Während des Krieges nahm er weitere zentrale Rollen ein, darunter als Kommandant der Westfront und als erster General der Nationalbewegung. Seine Bemühungen mündeten in der Unterzeichnung des Moskauer Vertrags von 1921, der die nordöstlichen Grenzen der Türkei festlegte.
Diplomatische und politische Laufbahn
Nach dem Krieg begann Ali Fuat seine diplomatische Karriere als Botschafter in Moskau. In dieser Rolle stärkte er die Beziehungen zwischen der Türkei und der Sowjetunion.
1925 gehörte er zu den Gründern der ersten Oppositionspartei der Republik, der Terakkiperver Cumhuriyet Fırkası. Diese Partei wurde jedoch 1926 nach dem gescheiterten Attentat auf Atatürk verboten, und Ali Fuat wurde verhaftet, später jedoch freigesprochen.
In den 1930er Jahren kehrte er in die Politik zurück und bekleidete wichtige Ämter, darunter als Präsident der Türkischen Nationalversammlung sowie als Minister für öffentliche Arbeiten und Verkehr. In den 1950er Jahren schloss er sich der Demokratischen Partei an, wurde jedoch nach dem Militärputsch von 1960 auf der Gefängnisinsel Yassıada inhaftiert.
Lebensende und Vermächtnis
Ali Fuat Cebesoy starb am 10. Januar 1968 in Istanbul. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in Alifuatpaşa, einem nach ihm benannten Ort in der Provinz Sakarya. Ein Museum in der Region bewahrt persönliche Gegenstände und Dokumente, die an sein Leben und Werk erinnern.
Fazit
Ali Fuat Cebesoy war nicht nur ein militärischer Anführer, sondern auch ein Politiker und Diplomat, der die Gründung und Entwicklung der modernen Türkei maßgeblich beeinflusste. Sein Leben ist ein Zeugnis von Mut, Entschlossenheit und patriotischem Einsatz.