Sinan Paşa, dessen eigentlicher Name Yûsuf b. Hızır b. Celâleddin war, wurde in eine angesehene Familie osmanischer Gelehrter hineingeboren. Sein Vater, Hızır Bey, war der erste Richter Istanbuls, während sein Großvater, Celâleddin Efendi, Kadı von Sivrihisar war. Seine Mutter war die Tochter des renommierten osmanischen Gelehrten Molla Yegân. Über Sinan Paşas Geburtsdatum und -ort gibt es unterschiedliche Angaben: Einige Quellen nennen das Jahr 1437, andere 1440 oder 1441. Hinsichtlich seines Geburtsorts schwanken die Angaben zwischen Sivrihisar, Bursa und Istanbul.
Bildung und frühe Jahre
Im Alter von 13 bis 14 Jahren zog Sinan Paşa mit seiner Familie nach Istanbul, als sein Vater von Sultan Mehmed II. zum Kadı der Stadt ernannt wurde. Dort wuchs er im Umfeld führender Gelehrter wie Molla Hüsrev, Molla Gürânî und Ali Kuşçu auf. Bereits in jungen Jahren zeigte er außergewöhnliche intellektuelle Fähigkeiten und war für seine Redekunst bekannt.
Nach dem Tod seines Vaters 1459 begann seine eigene Karriere: Er wurde zunächst an eine Madrasa in Edirne berufen und später als Lehrer an das von Sultan Murad II. gegründete Dârülhadis entsandt.
Aufstieg am Hofe
Sinan Paşa gewann das Vertrauen von Sultan Mehmed II. und wurde als „hâce-i sultânî“ (Lehrer des Sultans) ausgezeichnet. 1470 verlieh ihm der Sultan den Titel eines Wesirs, woraufhin er als Sinan Paşa bekannt wurde. 1477 wurde er sogar Großwesir, jedoch im selben Jahr wieder abgesetzt. Diese Absetzung führte zu Spannungen, die schließlich in einer Intervention führender Gelehrter endeten, die seine Freilassung aus der Haft forderten.
Literarische Werke und Leistungen
Sinan Paşa war nicht nur ein Staatsmann, sondern auch ein herausragender Literat. Sein bekanntestes Werk, das Tazarru‘nâme, ist ein bahnbrechendes Beispiel osmanischer Prosa und wird als Beginn des „süslü nesir“ (kunstvoll geschmückte Prosa) betrachtet. In diesem Werk verbinden sich religiöse Reflexionen mit einer kunstvollen Sprache, die sowohl arabische als auch persische Einflüsse erkennen lässt.
Ein weiteres wichtiges Werk ist das Maârifnâme, eine Sammlung von moralischen und philosophischen Betrachtungen, die Themen wie Tugend, Weisheit und Gerechtigkeit behandelt. Zudem verfasste er die Tezkiretü’l-evliyâ, die Biografien von 28 Heiligen enthält.
Neben seinen Werken auf Türkisch verfasste Sinan Paşa auch zahlreiche Schriften in Arabisch, darunter Kommentare zu klassischen Werken und Abhandlungen zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen.
Spätere Jahre und Tod
Nach dem Tod von Sultan Mehmed II. wurde Sinan Paşa unter dessen Nachfolger, Sultan Bayezid II., rehabilitiert. Er erhielt seine Wesirswürde zurück und wurde Lehrer am Dârülhadis in Edirne. In dieser Phase seines Lebens widmete er sich verstärkt der Abfassung seiner Werke.
Sinan Paşa verstarb 1486. Während einige Quellen Istanbul als seinen Sterbeort nennen, geben andere Edirne an. Sein Grab befindet sich in Eyüp, in der Nähe der Ruhestätte von Samsunlu Hasan Efendi.
Bedeutung und Vermächtnis
Sinan Paşa war eine der herausragenden Figuren seiner Zeit. Er kombinierte staatsmännische Fähigkeiten mit tiefem Wissen in verschiedenen Wissenschaften und einer außergewöhnlichen Begabung für die Literatur. Seine Werke beeinflussten Generationen von Gelehrten und Literaten und tragen noch heute zur Wertschätzung osmanischer Kultur und Gelehrsamkeit bei.
Sein literarischer Stil, geprägt durch rhythmische und kunstvolle Prosa, setzte Maßstäbe in der klassischen osmanischen Literatur. Darüber hinaus spiegelt sein Leben die politischen und intellektuellen Herausforderungen des Osmanischen Reiches im 15. Jahrhundert wider.
Sinan Paşa bleibt ein Symbol für die enge Verbindung von Wissen, Kunst und Staatsführung im Osmanischen Reich. Seine Werke wie das Tazarru‘nâme und das Maârifnâme sind bis heute Quellen der Inspiration und des Studiums für Historiker und Literaturwissenschaftler gleichermaßen.