Kösem Sultan, eine der bemerkenswertesten Frauen in der Geschichte des Osmanischen Reiches, hinterließ ein Vermächtnis, das bis heute fasziniert. Ihr Leben war geprägt von Macht, Intrigen und ihrem unermüdlichen Einsatz für ihre Familie und das Reich. Doch wer war diese außergewöhnliche Frau?
Die frühen Jahre
Über die frühen Lebensjahre von Kösem Sultan gibt es nur wenige gesicherte Informationen. Historiker vermuten, dass sie um 1589 geboren wurde und die Tochter eines orthodoxen Priesters aus der Region Bosnien war. Ihr ursprünglicher Name war Mahpeyker, ein Name, der auf ihre makellose Schönheit und glatte Haut hinweist. Der Beiname „Kösem“, der „Leitender Widder einer Schafherde“ bedeutet, symbolisiert ihre Führungsqualitäten.
Aufstieg im Harem und Einfluss am Hof
Kösem Sultan gelangte wahrscheinlich um 1609/1610 in den Palast und wurde schnell zur Favoritin von Sultan Ahmed I. Ihre Schönheit und Intelligenz sicherten ihr die Position der Haseki, der Hauptgemahlin des Sultans. Nach Ahmeds Tod 1617 begann ihre politische Karriere, die mit Intrigen und Machtspielen verbunden war.
Sie spielte eine Schlüsselrolle bei der Einführung von Mustafa I. auf den Thron, um die Macht ihrer eigenen Familie zu sichern. Gleichzeitig trug sie dazu bei, die Praxis des Brudermords im Osmanischen Reich zu beenden, eine Entscheidung, die sowohl Kritik als auch Bewunderung hervorrief.
Die Regentschaft während der Minderjährigkeit von Murad IV.
Als ihr Sohn Murad IV. im Alter von zwölf Jahren den Thron bestieg, übernahm Kösem Sultan de facto die Regentschaft. Ihre Regierungszeit war geprägt von politischen Herausforderungen wie Rebellionen, militärischen Niederlagen und der Verwaltung des riesigen Reiches. Trotz ihrer Macht blieb sie eng mit ihrem Sohn verbunden, auch wenn dieser später die Kontrolle über die Regierungsgeschäfte an sich riss.
Die Jahre unter Sultan Ibrahim
Nach dem Tod von Murad IV. stieg ihr zweiter Sohn Ibrahim auf den Thron. Seine psychischen Probleme und unberechenbaren Entscheidungen erhöhten die Belastung für Kösem Sultan, die erneut versuchte, das Reich zu stabilisieren. Sie spielte eine entscheidende Rolle dabei, sicherzustellen, dass Ibrahim einen männlichen Erben hatte, um die osmanische Dynastie fortzusetzen. Doch Ibrahims Misstrauen führte dazu, dass Kösem vorübergehend aus dem Palast verbannt wurde.
Machtkämpfe und ihr tragisches Ende
Die letzten Jahre von Kösem Sultans Leben waren von einem erbitterten Machtkampf mit ihrer Schwiegertochter, Turhan Sultan, geprägt. Beide Frauen versuchten, die Kontrolle über das Reich und den jungen Sultan Mehmed IV. zu erlangen. Kösem plante sogar, Turhan Sultan zu stürzen, doch ihre Pläne wurden durch Verrat vereitelt.
Am 2. September 1651 wurde Kösem Sultan im Harem ermordet. Ihr Tod markierte das Ende einer Ära, in der Frauen eine entscheidende Rolle in der osmanischen Politik spielten.
Vermächtnis
Trotz ihres oft kontroversen Einflusses wird Kösem Sultan für ihre Wohltätigkeit und ihren Beitrag zur osmanischen Kultur geschätzt. Sie finanzierte den Bau zahlreicher Moscheen, Schulen und Brunnen, darunter die berühmte Çinili-Moschee in Üsküdar. Zudem unterstützte sie arme Familien und ließ Gefangene freikaufen.
Kösem Sultan bleibt eine der faszinierendsten Figuren der osmanischen Geschichte. Ihre Fähigkeit, in einer von Männern dominierten Welt Macht auszuüben, macht sie zu einer einzigartigen Persönlichkeit. Ihr Leben, geprägt von Liebe, Verlust und Machtstreben, spiegelt die Komplexität der osmanischen Dynastie wider und inspiriert bis heute Historiker und Schriftsteller.